Zertifizierte ärztliche Beratungsstelle der
Deutschen Gesellschaft für Kontinenz
Urinverlust kann verschiedene Ursachen haben:
Überlaufinkontinenz:
wenn der Urin nur noch tröpfchenweise, dann unwillkürlich, abläuft, weil die Blase übervoll ist und sich nicht entleert (Beispiel: Nervenschädigung nach Radikaloperation der Gebärmutter oder Bestrahlung).
Sensorische Dranginkontinenz:
Hier ist die Wahrnehmung der Blasenfüllung im Sinne eines vorzeitigen Füllungsgefühls gestört.
Motorische Dranginkontinenz:
Hier sind die für die Entleerung zuständigen Nervenimpulse der Harnblasenmuskulatur überaktiv, was zu vorzeitigem, manchmal krampfartigem Urinabgang führt.
Supraspinale und spinale Reflexinkontinenz:
automatische unwillkürliche Blasenentleerung z.B. bei Rückenmarksverletzungen
Extraurethrale Inkontinenz:
bei krankheitsbedingtem Urinabfluss außerhalb der Harnröhre (operative Verletzung mit Fistelbildung)
Enuresis:
(nächtliches Einnässen, meist bei Kindern)
Stress- bzw. Belastungsinkontinenz
Stress- bzw. Belastungsinkontinenz bedeutet Urinverlust bei körperlicher Anstrengung ohne Harndrang zu verspüren (Speicherstörung, Störung des Blasenauslasses). Dies ist die weitaus häufigste Form der weiblichen Harninkontinenz. Die Harnblase hat die Aufgabe, den kontinuierlich anfallenden Harn zu speichern und diesen in größeren Portionen und Abstanden zu entleeren. Für diese Funktion sind die komplexe Blasennervensteuerung und der Verschlussmechanismus der Harnröhre zuständig.
Ursachen
Eine Belastungsinkontinenz kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden, von einfachen Blasenentzündung bis zu Krebs. Etwa 30% aller Frauen während oder nach Geburten leiden unter einer Belastungsinkontinenz. Häufigste Ursache dafür ist eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur.
Diagnostik
Für eine genaue Diagnostik der Belastungsinkontinenz empfiehlt sich die folgende Vorgehensweise, um aussagefähige Ergebnisse zu bekommen: Unbedingt notwendige Untersuchungen:
Die Chance auch eine ausgeprägte Form der Belastungsinkontinenz auf Grund einer Muskel- bzw. Gewebeschwäche zu therapieren ist mit manuellen Methoden wie Beckenbodentraining bis hin zum chirurgischen Eingriff wie der TVT gut bis sehr gut einzuschätzen. In vielen Fällen ist auch eine Heilung möglich.
Konservative Behandlung
Belastungsinkontinenz durch die Schwächung der Muskulatur des Beckenbodens hervorgerufen wird, zielen die konservativen Behandlungsansätze auf deren Stärkung. Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten:
Beckenbodentraining
Diese Therapieform ist für Patienten jeden Alters und Geschlechts geeignet. Ziel der gymnastischen Übungen ist es, den gesamten Muskelapparat des Beckenbodens zu kräftigen und so auch den Blasenschließmuskel wieder zu stärken. Die Beckenbodenübungen erfordern einige Geduld und fortgesetzte Anwendungen, um zum Erfolg zu führen. Die einzelnen Übungen müssen nach Alter und Beweglichkeit des Patienten von einem ausgebildeten Krankengymnasten oder Physiotherapeuten ausgesucht werden.
Wir bieten zertifizierte Beckenbodengymnastik an, intensiviert durch das patentierte Galileo-Muskelvibrations-Training.
Elektrostimulation
Bei der Elektrostimulation wird der Schließmuskel durch elektrische Stromimpulse ausgelöst. Die zugehörigen Elektroden werden mit einer Sonde in die Scheide oder in den After eingeführt.
Pessare
Pessare sind ein recht neues Produkt zur Inkontinenzbehandlung und nur für Frauen geeignet. Der Pessar wird in die Scheide eingeführt. Der daraus resultierende Druck führt zu einer Hebung der Harnröhre und des Blasenwinkels und damit zu Kontinenz.
Behandlung mit Medikamenten
Östrogen wird bei einer Therapie eingesetzt, mit der das Harnröhrengewebe von Frauen nach Ende der Regelblutung gesund gehalten oder geheilt werden kann. Durch die Oestrogene erfolgt eine stärkere Durchblutung, die Spannung und Reaktion der Muskeln um die Harnröhre wird verbessert. Mit Duloxetin kann zusätzlich eine wirksame medikamentöse Behandlung erfolgen. Es erhöht den Schließmuskeldruck. Wird der Wirkstoff zusammen mit dem Beckenbodentraining, dem Biofeedback oder der Elektrostimulation verwendet, so können die Maßnahmen sich gegenseitig ergänzen und zu noch besseren Ergebnissen führen.
Operative Behandlung
TVT - "Tension-free Vaginal Tape" neben vielen anderen “Bändern und Netzen”. Neben den bislang etablierten offenen Operationsverfahren, wie den Kolposuspensionen (z.B. Operation nach Burch) findet eine relativ einfach Operationsmethode, die minimalinvasive "TVT-Operation", zunehmend weite Verbreitung. Mittlerweile liegt eine beträchtliche Anzahl von Bändern und Netzten vor, die aus sehr gut gewebsverträglichem Kunststoff bestehen.
Unterspritzungs-Therapie
Die Therapie ist ein einfaches minimalinvasives Verfahren zur Behandlung der Stressinkontinenz bei weiblichen Patienten. Es handelt sich um eine Gewebsverstärkung mittels Injektion von Mikropartikeln aus Kunststoff-Gel um die Urethra. Es wird eine Unterfütterung des Gewebes und somit Verbesserung oder sogar Beseitigung der Inkontinenz bewirkt.
Bei dieser sollte neben: Anamnese, körperliche Untersuchung, Protokoll über Häufigkeit und Menge des Wasserlassens (Miktionsprotokoll), Blut- und Urinuntersuchung, Ultraschall des Harntrakts und Blasenspiegelung - eine elektronische Messung des Blasen- und Harnröhrendruckes (Cystometrie) nicht fehlen.
Nach einer sorgfältigen Diagnostik kann aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten meist eine zufriedenstellende Behandlung mit guten Ergebnissen angeboten werden.
Ihre
Schwerpunkt Praxis-Klinik Medi-docs
Zertifizierte ärztliche Beratungsstelle der Deutschen Gesellschaft für Kontinenz
Dr. K.-H. von Kellenbach · Urologe und Androloge · 65193 Wiesbaden · Sonnenberger Str. 14
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